Grosser Wildbienen-Lehrpfad im Entstehen
Grosszügige Förderung durch Stiftungen ermöglicht es uns, ein ausgedehntes Wildbienen-Biotop mit Lehrpfad anzulegen. Dafür sind wir sehr dankbar und die Wildbienen sicherlich auch. Im Spätherbst 2023 haben wir die grössten Elemente, nämlich ein Sandarium mit Trockenmauer-Einfassung, bereits angelegt. Es ist das Herzstück vom Wildbienen-Lehrpfad, da rund 70% unserer einheimischen Wildbienen Erdnister sind und in sandigen- und lehmigen Böden nisten. Was es auch bereits zu bestaunen gibt, sind eine Abbruchkante und Totholzelemente, alles wichtige Lebensräume für Wildbienen. Zudem gibt es bereits einen Garten-Wollbienen-Hotspot, wo diese auffällige Wildbiene ihre Lieblingspflanzen vorfindet und darum häufiger Gast ist.
Im Frühjahr 2024 werden eine Lehmwand, ein Wildbienen-Hotel und noch mehr Abbruchkanten dazukommen. Zudem wird es eine Staudenrabatte mit besonders wildbienenfreundlichen Pflanzen geben. Bevor wir euch erklären, wie man ein Sandarium anlegt, möchte ich erläutern, warum es wichtig ist, Wildbienen zu fördern.
Viele Wild- und Nutzpflanzen sind darauf angewiesen, dass sie von bestäubenden Insekten besucht werden, damit sie Samen und Früchte ausbilden können. Von den weltweit 109 wichtigsten Kulturpflanzen sind nicht weniger als 87 vollständig von tierischen Bestäubern abhängig. Der wirtschaftliche Wert der Bestäuberleistung in der Nahrungsmittelproduktion pro Jahr wird weltweit auf 153 Milliarden Euro geschätzt.
Unter den Bestäubern nehmen die Bienen die wichtigste Rolle ein. Dabei sind sowohl die Honigbienen wie auch die Wildbienen wichtige Protagonistinnen. In der Schweiz gibt es ca. 700 verschiedene Arten. Winzig kleine, wie die Gemeine Keulhornbiene (6-7 mm) und beeindruckend grosse wie die Blaue Holzbiene (20-28mm). Wildbienenarten können in den unterschiedlichsten Farben und Musterungen auftreten und werden vom Laien oft gar nicht als Biene erkannt. Einige Wildbienen, wie zum Beispiel die Hummeln, leben in Staaten. Die allermeisten Wildbienen leben aber solitär, das heisst, jedes Weibchen baut sein eigenes Nest. Sie alle sind wichtige Bestäuber, je nach Kultur und Witterung arbeiten gewisse Wildbienenarten sogar effizienter als die Honigbienen. So sind beispielsweise Hummeln, frühe Sandbienen und Mauerbienen die wichtigsten Bestäuber von früh blühenden Obstsorten. Sie fliegen auch in Schlechtwetterperioden, wenn die Honigbienen zu Hause bleiben. Grundsätzlich gilt: je mehr verschiedene Arten an der Bestäubung beteiligt sind, desto erfolgreicher fällt sie aus.
Anlegen eines Sandariums
Um ein Sandarium anzulegen, braucht man zunächst den geeigneten Sand. Gewaschener Sand kommt nicht in Frage, es muss unbedingt ungewaschener Natursand mit einem gewissen Lehmanteil sein. Als Probe kann man eine Hand voll Sand nehmen und zusammendrücken. Wenn man die Hand öffnet, sollte der Sand zusammenhalten und nicht auseinanderfallen. Wenn man ihn dann aber mit dem Finger anstupst, sollte er auseinanderbröckeln. Als Bezugsquelle kann man Kieswerke in der Umgebung abklappern, es lohnt sich aber, den Sand zu testen oder nachzufragen, ob er für Wildbienen geeignet ist. Alternativ kann man inzwischen auch in Baumärkten oder bei Ricoter Wildbienensand in Kleinmengen beziehen.
Für das Sandarium hat man grundsätzlich die Möglichkeit in die Höhe zu bauen oder man hebt ein Loch aus und baut in die Tiefe. Wichtig ist, dass man die vorhandene Vegetation entfernt und zuunterst im Sandarium eine Drainageschicht von ungefähr 15 cm anlegt und darauf eine Sandschicht von mindestens 40 cm, besser 60 cm. Das Sandarium sollte mindestens 1 qm gross sein, je grösser, desto besser. Eine vollsonnige Lage ist unabdingbar.
Wenn man in die Höhe baut, kann man entweder einen an den Seiten auslaufenden Sandhügel machen oder das ganze mit Holz oder Steinen einfassen. Wir haben uns für eine Trockensteinmauer als Einfassung entschieden, da das schick aussieht und diverse Wildbienenarten in den Steinfugen nisten können. Zuunterst haben wir eine Drainageschicht aus Steinen und Tonscherben gemacht. Darauf kam der Sand. Dabei ist es wichtig, dass man den Sand nicht einfach einkippt, sondern ihn schichtweise einbringt und jede Schicht verdichtet, indem man darauf herumtritt. In die oberste Schicht kann man einige Totholzstücke einarbeiten, das sieht optisch gut aus und liefert Baumaterial für den Verschluss der Nistgänge. Als Schutz gegen Katzen und anderes grablustiges Getier kann man die Sandflächen mit dornigen Ästen abdecken. Das Sandarium muss offenbleiben, allfällige Spontanvegetation sollte vorsichtig entfernt werden. Es gibt auch die Möglichkeit, das Sandarium zu überdachen, dann bleibt es sehr trocken und dadurch wachsen auch kaum Beikräuter. Das Dach darf aber keinen Schatten auf die Nistfläche werfen.
Ich hoffe, dass ich eure Neugier für dieses wichtige Thema wecken konnte und dass der ein oder die andere nun selbst ein Sandarium anlegen will.
Mit lieben Grüssen von der Alp
Fabian